Cannabis in Österreich

Österreichische Hanfbranche macht auch gegen geplantes Tabakmonopol auf CBD-Blüten mobil

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Nach Monaten der Rechtsunsicherheit stimmte die österreichische Regierung einer Änderung zu, die rauchbare Hanfblüten ab Januar 2029 unter das Tabakmonopol des Landes stellen wird.

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Bis dahin dürfen CBD- und Hanfläden unter strengen Auflagen weiterhin Blüten verkaufen, ein vorübergehender Kompromiss, den viele in der Branche weniger als Erleichterung denn als Countdown zum Zusammenbruch bezeichnen.

Diese Entscheidung folgt auf ein Urteil des Verwaltungsgerichts von Ende 2024 und die diesjährige Bestätigung des Obersten Verwaltungsgerichts, dass Blumen unter das Tabaksteuergesetz fallen, was eine Steuer von 34% nach sich zieht.

Während nicht rauchbare Produkte wie CBD-Öle, essbare Produkte oder topische Produkte von der EU-Verordnung nicht betroffen sind, trifft diese Entscheidung den österreichischen Blumenmarkt hart. Nach Angaben von Einzelhändlern sind Blumen die Haupteinnahmequelle für Hunderte von Fachgeschäften.

„Das ist keine Rettung, sondern ein tödlicher Schlag“

Auf einer Pressekonferenz nach der Ankündigung der Regierung nahmen die Vertreter der Branche kein Blatt vor den Mund. „Das ist keine Rettung, sondern in Wirklichkeit ein Todesstoß“, sagte Lukas Bock, ein Einzelhändler aus Wien, der argumentierte, dass er und „Hunderte andere“ nun mit dem Verlust des Flaggschiffs konfrontiert seien, auf dem ihr Geschäft beruhte.

Die Übergangsfrist, die bis Ende 2028 läuft, erlaubt es Geschäften nur dann, ihr Geschäft weiterzuführen, wenn sie von der Agentur, die das Tabakmonopol verwaltet, eine Sonderlizenz für Hanf erwerben. Um dafür in Frage zu kommen, müssen die Unternehmen seit Anfang 2025 bestehen und hauptsächlich Hanfprodukte vermarkten – eine Anforderung, von der kleine Läden befürchten, dass sie sie nicht erfüllen können.

Der Österreichische Cannabisbundesverband (ÖCB, hat nichts mit der Blattmarke zu tun), der Anfang des Jahres gegründet wurde, um die Branche zu verteidigen, erkennt an, dass dieser Übergang eine vorübergehende Atempause bietet, warnt aber davor, dass das grundlegende Problem bestehen bleibt: In drei Jahren wird der Markt für CBD-Blüten, so wie er heute existiert, zerschlagen sein, wenn nicht eine weitere Gesetzesänderung erfolgt.

Ein Verfassungskampf steht bevor

Der Verfassungsrechtler Heinz Mayer, der ein Rechtsgutachten für den ÖCB verfasst hat, argumentiert, dass die Ausweitung des Monopols „einen unzulässigen Eingriff in die Freiheit, ein Gewerbe auszuüben“ darstellt und durch keinerlei Fakten gerechtfertigt ist. Er zog eine Parallele zu einem Fall aus dem Jahr 2015, in dem sich das Verfassungsgericht gegen die Ausweitung des Monopols auf E-Liquids ausgesprochen hatte – ein Präzedenzfall, der seiner Meinung nach stark genug ist, um den derzeitigen Ansatz der Regierung zu kippen.

„Wir befinden uns heute in einer ähnlichen Situation wie vor zehn Jahren mit den E-Zigaretten“, sagte Mayer. Er rechnet damit, dass der Fall „endgültig vor dem Verfassungsgericht landen wird“.

Der ÖCB hatte bereits Anfang des Jahres eine Beschwerde beim Bundesfinanzgericht eingereicht, in der er argumentierte, dass das Monopol diskriminierend sei und de facto ein „Berufsverbot“ errichte. Dieser Fall ist noch anhängig.

Wirtschaftliche Folgen und regulatorische Widersprüche

Es steht viel auf dem Spiel. Nach Schätzungen der Branche wurden seit dem Inkrafttreten der ersten Beschränkungen etwa 500 CBD-Geschäfte ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen, und mehr als 1500 Arbeitsplätze sind gefährdet. Viele berichten von Einkommensverlusten von bis zu 70 %. Gleichzeitig verzichtet Österreich auf potenzielle Steuereinnahmen in Höhe von zig Millionen Euro, indem es den Markt auf Tabakhändler beschränkt. Der ÖCB schätzt, dass der legale Hanfmarkt jährlich 40-50 Mio. EUR an Steuereinnahmen generieren könnte, also weit mehr als die 15 Mio. EUR, die im Rahmen des Monopolsystems erwartet werden.

Diese Situation steht auch im Widerspruch zum EU-Recht, in dem eindeutig festgelegt ist, dass CBD kein Betäubungsmittel ist und dass Hanfprodukte mit niedrigem THC-Gehalt im Binnenmarkt frei zirkulieren können.

Die österreichischen Interessenvertreter warnen, dass der derzeitige Ansatz die Verbraucher aufgrund höherer Preise und eines eingeschränkten Zugangs in den unregulierten Markt drängen könnte.

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