Österreichs CBD-Industrie in der Krise wegen Tabakmonopol auf Hanfblüten

Die österreichischen CBD-Einzelhändler kämpfen nach einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Ende 2024 um ihr Überleben.
Diese Entscheidung stufte CBD-Hanfblüten neu als Tabakprodukte ein, unterwarf sie einer Tabaksteuer von 34% und beschränkte ihren Verkauf ausschließlich auf Tabakhändler. Obwohl andere Cannabidiolprodukte, wie CBD-Öle oder -Cremes, nicht betroffen sind, hat diese Entscheidung den Geschäften, deren Geschäftsmodell vom Verkauf der Blüten abhing, einen schweren Schlag versetzt.
„Die Klarstellung durch die aktuelle Entscheidung kam für uns sehr plötzlich“, sagte Reno, Besitzer von Green Monkey, einem CBD-Laden im Grazer Annenviertel, in einem Interview mit Annenpost. Außerdem beklagt er die mangelnde Kommunikation seitens der Behörden und die katastrophalen finanziellen Folgen.
„Die Umsätze sind völlig eingebrochen. An manchen Tagen verdiene ich nur 20 bis 30 Euro“, gab Reno zu.
Wirtschaftliche Auswirkungen und rechtliche Gegenmaßnahmen
Die wirtschaftlichen Auswirkungen waren unmittelbar und spektakulär. Laut dem Österreichischen Hanfverband (ÖCB), einer kürzlich von den CBD-Unternehmen gegründeten Gewerkschaft, waren mehr als 500 Geschäfte von der Entscheidung betroffen. Einige berichteten von Umsatzeinbußen von bis zu 80%, und viele von ihnen stehen vor dem Bankrott oder sind gezwungen, ins Ausland zu gehen.
Die Umsetzung der Gerichtsentscheidung verlief zudem chaotisch. CBD-Blüten waren aufgrund administrativer Verzögerungen und des Fehlens eines operativen Rahmens in Tabakläden nicht erhältlich. Das Produkt ist daher trotz seiner Beliebtheit praktisch vom österreichischen Markt verschwunden.
Der ÖCB war um die Wiederherstellung von Fairness und Klarheit bemüht und beauftragte den Verfassungsrechtler Professor Heinz Mayer mit der Beurteilung der Rechtmäßigkeit der neuen Beschränkungen. Sein Rechtsgutachten besagt, dass die Klassifizierung von CBD-Blüten im Rahmen des österreichischen Tabakmonopolgesetzes gegen das EU-Recht verstößt, insbesondere gegen die Grundsätze des freien Warenverkehrs und der unternehmerischen Freiheit.
„Beschränkungen dürfen nur auferlegt werden, wenn sie notwendig oder verhältnismäßig sind, was bei CBD-Blüten absolut nicht der Fall ist“, so Mayer abschließend.
Eine rechtliche Grauzone: Sind Verkäufe legal oder illegal?
Trotz der Warnungen des Finanzministeriums haben einige CBD-Läden wieder mit dem Verkauf von Blumen begonnen. Verfassungsanwalt Mayer argumentiert, dass „sie eindeutig nicht dem österreichischen Tabakmonopol unterliegen“.
Das Ministerium ist jedoch anderer Meinung und betont, dass CBD-Blüten rechtlich immer noch als Tabakprodukte gelten und dass ein unversteuerter Verkauf finanzielle Sanktionen nach sich ziehen könnte.
Diese Diskrepanz hat zu einem Klima der Rechtsunsicherheit geführt. Den Geschäften wurde geraten, 54% ihres Umsatzes für mögliche Steuerverpflichtungen zurückzulegen, was kleine Unternehmen noch mehr belastet. Darüber hinaus verstärkten Zollrazzien und plötzliche Nachforderungen das Klima der Angst und Verwirrung unter den Ladenbesitzern.
Julia Geiß, Besitzerin eines CBD-Shops, sagte dem Kurier, dass, als das Verbot in Kraft trat, „die Verkäufe einbrachen“ und viele Kunden zu ausländischen Online-Shops abwanderten. Klaus Hübner, Präsident des ÖCB, griff diese Bedenken auf und warnte vor einer „Wettbewerbsverzerrung“ und einer „Enteignung“ von Unternehmern ohne Entschädigung.
Monopole, Marktverzerrungen und Zukunftsperspektiven
Der Fall hat allgemeinere Bedenken hinsichtlich der Marktmonopolisierung ans Licht gebracht. Das EU-Recht verbietet den Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung, aber die Entscheidung Österreichs, den Verkauf von CBD-Blüten an Tabakhändler zu beschränken, geht wahrscheinlich in diese Richtung. Der ÖCB fordert die Aufhebung des Monopols und ist bereit, die Entscheidung vor Gericht anzufechten.
Interessanterweise verkaufen selbst Tabakhändler noch keine CBD-Blüten.
„Das liegt nur daran, dass die Rechtsgrundlage fehlt“, sagte Wolfgang Streissnig vom Bundesverband des Tabakeinzelhandels und verwies auf ungeklärte Lizenz- und Regulierungsfragen. Die Tabakhändler würden sich jedoch auf eine mögliche Einführung vorbereiten, wobei spezielle Schulungsveranstaltungen bereits laufen.
Der ÖCB plädiert für ein modernes Cannabisgesetz, das der unklaren Rechtslage ein Ende setzt und einen fairen Wettbewerb ermöglicht. Seiner Ansicht nach ist eine Koexistenz von CBD-Läden und Tabakgeschäften nicht nur möglich, sondern für Verbraucher und Unternehmen auch wünschenswert.
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