Deutschland startet Kampagne zur Risikominimierung rund um Cannabis
Letzte Woche verabschiedeten die Mitglieder der deutschen Regierung den Gesetzentwurf, der es dem Land ermöglichen wird, die ersten Schritte in Richtung einer Cannabisreform zu unternehmen.
Der Gesetzentwurf, der noch vom Parlament verabschiedet werden muss, sieht vor, Cannabis aus dem Betäubungsmittelgesetz herauszunehmen und im Rahmen des neuen Cannabisgesetzes (CanG) zu regulieren. Damit wird die erste Phase des überarbeiteten Zwei-Säulen-Ansatzes Deutschlands bei der Legalisierung des Cannabiskonsums von Erwachsenen umgesetzt.
Die erste Säule des Cannabisgesetzes wird sich darauf konzentrieren, den privaten, nicht-kommerziellen Anbau für den persönlichen Gebrauch durch Erwachsene und durch Cannabis Social Clubs, Vereine für den Anbau von Cannabis, zu erlauben.
Es sieht die Legalisierung des privaten Anbaus von bis zu drei Pflanzen vor, wobei der Besitz von bis zu 25 Gramm nicht mehr als strafbare Handlung angesehen wird.
Der Konsum von Cannabis wird weiterhin für Personen unter 18 Jahren verboten sein, wobei für Personen zwischen 18 und 21 Jahren Beschränkungen hinsichtlich der Menge und des THC-Gehalts gelten.
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Mit diesem Gesetzentwurf soll die gescheiterte Drogenpolitik des Landes behoben werden, indem die Drogenkriminalität reduziert und der Konsum gebremst wird, während die längst überfällige Entkriminalisierung derjenigen, die sich für den Konsum entscheiden, sichergestellt wird.
Der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir kommentierte die Entscheidung: „Heute hat diese Koalition einen wichtigen Schritt in Richtung einer fortschrittlichen und realistischen Drogenpolitik getan: Der private Anbau, Besitz und Konsum von Cannabis wird für Erwachsene legal werden. Das Gesetz garantiert die längst überfällige Entkriminalisierung der vielen Menschen, die Cannabis nur für den Eigenbedarf konsumieren, und stärkt gleichzeitig endlich den Jugendschutz. Auf diese Weise beseitigen wir die Geschäftsgrundlage für den Dealer an der Straßenecke und schaffen mit den Cannabis-Clubs einen sicheren, kontrollierten und legalen Zugang zu Cannabis für Erwachsene.“
„Gleichzeitig werden wir der Prävention und dem Gesundheitsschutz Vorrang einräumen, um insbesondere unsere Jugendlichen über die Risiken und Folgen des Cannabiskonsums aufzuklären. Mit dem Gesetz schaffen wir ein Gleichgewicht zwischen der Freiheit des Einzelnen und dem öffentlichen Angebot“.
„Legal, aber…“
Der Schutz von Kindern und Jugendlichen sollte ein zentrales Element der Gesetzgebung sein.
Mit der Entscheidung der Regierung startete das Bundesministerium für Gesundheit seine erste Präventionskampagne, um Jugendliche und junge Erwachsene über die potenziellen Schäden des Cannabiskonsums, insbesondere für das sich entwickelnde Gehirn, aufzuklären.
Die Kampagne mit dem Slogan „Legal, aber…“ wird über die digitalen Kanäle des Ministeriums ausgestrahlt, um den „scheinbaren Widerspruch“ zwischen der Legalisierung und den mit dem Konsum verbundenen Risiken zu verdeutlichen.
Das Material, das auf der Website des Gesundheitsministeriums zur Verfügung gestellt wird, umfasst Sätze wie: „Cannabis: Legal, aber… nicht in der Stimmung für eine Panikattacke“; „Cannabis: Legal, aber… ich bevorzuge Brokkoli“ und „Cannabis: Legal, aber… gefährlich“.
Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach erklärte: „Das Cannabisgesetz markiert einen Wendepunkt in einer leider gescheiterten Cannabispolitik. Ziel ist es, den Schwarzmarkt und die Drogenkriminalität zurückzudrängen, den Handel mit gepanschten oder giftigen Substanzen zu bremsen und die Zahl der Konsumenten zu senken. Der Konsum bleibt für Jugendliche verboten und sollte für junge Erwachsene nur in begrenztem Umfang möglich sein.“
„Diese Einschränkung ist notwendig, da Cannabis besonders schädlich für das heranwachsende Gehirn ist. Um zu verhindern, dass Jugendliche trotzdem konsumieren, beginnen wir bereits mit einer Informationskampagne. Niemand darf das Gesetz missverstehen. Der Konsum von Cannabis ist legalisiert. Trotzdem bleibt er gefährlich“.
Eine neue Ära für Cannabis
Die Nachricht wurde von vielen Akteuren der europäischen Cannabisindustrie als „kühner Schritt nach vorn“ begrüßt, auch wenn einige befürchten, dass die den Verbänden auferlegten Beschränkungen – wie die Beschränkung auf „Industriegebiete“ – „unpraktikabel“ sein könnten.
Niklas Kouparanis, CEO und Mitbegründer des deutschen Cannabisunternehmens Bloomwell Group, reagierte auf die Nachricht: „Der Ministerrat hielt keine großen Überraschungen bereit, aber eines ist klar: Die größte europäische Volkswirtschaft im Herzen der Europäischen Union läutet eine neue Ära für Cannabis ein. Die heute vorgestellte Gesetzgebung stellt einen Wendepunkt in der Regulierung von Cannabis in der EU dar und ist ein positives Beispiel dafür, was für den Rest Europas und der Welt möglich ist.“
Der Gesetzentwurf wird nun dem Parlament vorgelegt, wo die Regierung über seine Annahme abstimmen wird. Da jedoch eine Dreiparteien-Koalitionsregierung an der Macht ist, ließ Kouparanis durchblicken, dass dies nur eine reine Formalität sei.
Er fügte hinzu: „Jetzt, da wir die Bewegung wirklich in Gang gesetzt haben, muss der Bundestag das Gesetz nur noch verabschieden. Mit der Dreiparteien-Koalitionsregierung von Kanzler Olaf Scholz sollte die Verabschiedung des Gesetzes eine reine Formsache sein, auch wenn in den kommenden Tagen und Wochen hitzige Debatten zu erwarten sind. Aber wenn die im Gesetz vorgesehenen Cannabis-Clubs Anfang nächsten Jahres eröffnet werden, gibt es kein Zurück mehr – die Politik zur Legalisierung des Konsums durch Erwachsene muss fortgesetzt werden“.
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